Adventskalender: Früher waren sie meist nur mit Schokolade gefüllt oder auch mal mit kleineren Geschenken. Heute kauft man 24 Tees, teure Kosmetika oder eine Auswahl, die Senioren besonders toll finden sollen. Adventskalender mit DIY-Projekten oder mit Grillsoßen, gar mit Werkzeug. Gibt es eigentlich noch etwas, was es nicht gibt? In all der Fülle stechen diese Trends für Erwachsene hervor:
Ein Strickkalender mit Anleitungen für 140 Euro, 24 handgefertigte Kerzen für 119 Euro und eine Zusammenstellung aus Lippenstiften und Nagellack für knapp 400 Euro: «Wir sind ja schon lange nicht mehr bei den Ein-Euro-Kalendern», sagt Trendanalystin Gabriela Kaiser aus Landsberg am Lech, die sich unter anderem auf Weihnachtsprognosen spezialisiert hat.
Die Füllungen sollen ungewöhnlich sein. Es sind edle Nüsse drin, feine Pralinen, gar 24 Nahrungsergänzungsmittel für die Gesundheit im Winter – und fangen wir erst gar nicht von den vielen hochwertigen Cremes an.
«Wir sind ja etwas abgestumpft. Das ist vielleicht etwas stark ausgedrückt, aber: Viele Sachen hauen uns ja eben nicht mehr vom Hocker», erläutert Kaiser. «Es muss immer noch eins drauf gesetzt werden. Man isst ja auch keine Schokolade mehr, man isst Dubai-Schokolade.» Entsprechend seien die Inhalte nun gern etwas exklusiver. Und das, so der Eindruck in sozialen Netzwerken, gönnen sich viele auch selbst. Aber nicht nur.
«Adventskalender werden häufiger verschenkt – eben nicht nur an die Kinder, sondern auch an den Partner, die beste Freundin, an alle, die uns wichtig sind», sagt Trendanalystin Kaiser. «Ich mache mit einem Kalender meinen Lieblingsmenschen schon vor dem Fest eine Freude – er hat 24 Tage lang was Tolles.»
Dafür fällt nach Ansicht von Kaiser vielleicht das Weihnachtsgeschenk dann kleiner oder sogar ganz aus – gerade wenn die teuren Adventskalender mit besonderen Inhalten verschenkt werden. «Ich habe das Gefühl, da wird auch gar nicht mehr auf das Geld geschaut, sondern da geht es um diese tolle Vorfreude, die mit verschenkt wird.»
Müslis, Kaffee, Nüsse, auch Wein oder Gin – in steigender Zahl findet man die Kalender nun sogar gefüllt mit Lebensmitteln, die wir auch von Januar bis November im Alltag konsumieren. Es gibt 24 Türchen voller Backzutaten, mit Vitaminsäften, Salami oder Käse.
Das kommt an, denn nicht jeder mag Süßes. Dass es immer mehr von diesen Kalendern gibt, liegt nach Ansicht von Julia Uherek, Bereichsleiterin der Messe Christmasworld in Frankfurt, auch daran, dass Unternehmen ein großes Interesse daran haben. Die Kalender sind Promotion für die Produktpalette, Marken kommen mit 24 Türchen wochenlang jeden Tag im Alltag der Menschen vor.
«Man probiert sich etwa bei Frühstücksmarmeladen einen Monat lang durch und bleibt möglicherweise bei dieser Marke dann hängen», erläutert Konsumgüter-Expertin Uherek, «weil einem zwei, drei Produkte besonders gut gefallen haben – und die nutzt man anschließend das ganze Jahr über.»
Quelle: dpa