Selbsthilfegruppe

Anonyme Alkoholiker bieten Hilfe an den Weihnachtstagen

06. Dezember 2024 , 15:40 Uhr

Weihnachten, Silvester und Neujahr sind für viele Menschen keine fröhlichen und friedlichen Tage. Die Anonymen Alkoholiker wollen auch speziell in dieser Zeit eine Anlaufstelle sein.

An den Weihnachtsfeiertagen gibt es in vielen Familien und Beziehungen Streit, andere fühlen sich in dieser Zeit besonders einsam: Die Anonymen Alkoholiker (AA) sowie die Angehörigengruppe Al-Anon wollen über Weihnachten, Silvester und Neujahr bundesweit mit Zusatzveranstaltungen eine Anlaufstelle sein – von Regensburg über Karlsruhe bis Berlin.

Gerade für Menschen mit Alkoholproblemen seien diese Tage eine besondere Herausforderung, sagte in München Philipp von den Anonymen Alkoholikern. In der Gruppe könnten sie «gemeinsam nüchtern bleiben».

Betroffene sollen zu Weihnachten wissen, sie könnten in Konfliktsituationen «auf alle Fälle abhauen von zu Hause», ergänzte Thomas. «Keiner muss alleine sein, es gibt einen Plan B.»

In den regionalen AA-Gruppen sowie auf der Homepage könnten Interessierte demnach erfahren, wann Treffen angeboten werden, sagte AA-Vorsitzender Jürgen Höß. In München sei das zum Beispiel an Heiligabend von 19.00 bis 23.00 Uhr, an den beiden Weihnachtsfeiertagen von 11.00 bis 23.00 Uhr sowie an Silvester von 19.00 bis 02.30 Uhr. An den Treffen kann zum Teil auch online teilgenommen werden.

Halt und Austausch

Die Treffen sollen Halt geben und Austausch bieten in einer Zeit, in der die gewohnte Alltagsstruktur durch die Feiertage unterbrochen ist und vielen Menschen vielleicht der Austausch mit Kollegen oder Angehörigen fehlt.

Christoph Hiendl, Mediziner und Professor für Gesundheitswissenschaften in Augsburg, unterstrich die Bedeutung der Selbsthilfegruppe als wichtig und wertvoll. In der Gesellschaft werde das jedoch oft unterschätzt. An den Feiertagen fehle vielen Menschen die tägliche Routine und gesellschaftliche Erwartungen sorgten für Druck. «Das kann sehr schnell eskalieren.»

Frust an Weihnachten

Thomas berichtete aus seiner Kindheit, in der Familienweihnachten immer «mit Saufen verbunden» gewesen sei. Im Laufe der Jahre sei für ihn an den Feiertagen aus Spaßtrinkerei Frusttrinkerei geworden. Die Anonymen Alkoholiker hätten ihm geholfen.

Der ebenfalls trockene Alkoholiker Totti erzählte, dass er als 14-Jähriger seinen ersten Vollrausch gehabt habe, weil er «das Leben scheiße fand». Weihnachten habe früher wütend und aggressiv gemacht. Heute freue er sich auf die Feiertage mit der Familie und könne auch «diese Weihnachtslieder erdulden», sagte Totti. Seiner Frau sei er dankbar, dass sie bei ihm geblieben sei. Heute könne er sagen: «Das Leben ist schön.»

Quelle: dpa

Das könnte Dich auch interessieren

24.12.2024 Gerlach: Psychische Erkrankungen sollten kein Tabu sein Bayerns Gesundheitsministerin Gerlach ruft dazu auf, offen über psychische Probleme zu sprechen. Dabei verweist sie auf zahlreiche Unterstützungsangebote. 21.12.2024 Mehr Bedürftige und weniger Lebensmittel an Bayerns Tafeln Sie helfen armen Menschen und retten Lebensmittel vor dem Mülleimer: Bayerns Tafeln sind mit rückläufigen Spenden und einer steigenden Zahl von Bedürftigen konfrontiert. 10.12.2024 José Carreras: Mit Disziplin zu Erfolg und vielen Spenden Die Diagnose Leukämie ist ein Schock. So auch für Star-Tenor José Carreras. 1987 erkrankte er - und überlebte. Eine Sache hat ihm in all den Jahren besonders geholfen. 05.12.2024 Streit um Masern-Impfnachweis - Eltern scheitern mit Klage Die Eltern eines Schulkinds weigern sich, einen Nachweis über eine Masernschutzimpfung vorzulegen - und verweisen auf medizinische Gründe. Vor Gericht haben sie damit keinen Erfolg.