Südkaukasusrepublik

Ausschreitungen in Georgien - Regierung bietet Gespräch an

03. Dezember 2024 , 17:03 Uhr

Die Abkehr vom EU-Kurs des Landes treibt die Menschen in Georgien seit Tagen auf die Straßen. Jetzt will der Ministerpräsident eine Debatte führen. Und spricht von einem Irrtum.

In der Südkaukasusrepublik Georgien nimmt der Widerstand der prowestlichen Kräfte gegen eine Abkehr der Regierung vom EU-Kurs an Stärke zu. Der nationalkonservative Ministerpräsident Irakli Kobachidse erklärte sich in der Hauptstadt Tiflis (Tbilissi) nun doch bereit, angesichts des seit Tagen andauernden Protests Gespräche mit zwei ehemaligen Ministern und einer Oppositionspartei zu führen. Dabei soll es um die europäische Perspektive des Landes gehen. 

Kobachidse hatte am vergangenen Donnerstag gesagt, dass Georgien bis 2028 nicht über einen EU-Beitritt verhandeln und auch keine Haushaltszuschüsse der EU annehmen werde. Das brachte die Menschen auf die Straße. Ein Irrtum, wie Kobachidse findet, die Regierung habe die EU-Integration nicht gestoppt. Alle sollten sich beruhigen.

In Tiflis kam es in der vergangenen Nacht erneut zu Ausschreitungen. Schon früh am Abend setzte die Polizei Wasserwerfer und Tränengas ein, um die Demonstranten vor dem Parlament zu vertreiben. Die Protestierenden warfen ihrerseits mit Feuerwerkskörpern und errichteten Barrikaden. Weitere Proteste werden erwartet.

Präsidentin spricht von beunruhigender Eskalation

Angesichts der Entwicklung schrieb die proeuropäische Präsidentin Salome Surabischwili auf der Plattform X, dass die Nacht eine beunruhigende Eskalation markiere. Auch der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, forderte georgische Behörden auf, das Recht auf freie Meinungsäußerung und friedliche Versammlung zu respektieren und zu schützen. «Der Einsatz von unnötiger oder unverhältnismäßiger Gewalt gegen Protestierende und Medienschaffende ist extrem besorgniserregend.» Er appellierte auch an die Teilnehmer, friedlich zu protestieren.

Verfassungsklage der Präsidentin scheitert

Seit der von Fälschungsvorwürfen überschatteten Parlamentswahl Ende Oktober ist die Lage in dem Land zunehmend gespannt. Die Wahlkommission erklärte die nationalkonservative Partei Georgischer Traum zur Siegerin. Die Präsidentin und die prowestliche Opposition erkennen das Ergebnis nicht an. Surabischwili und einige Oppositionelle klagten dagegen. Das georgische Verfassungsgericht teilte nun mit, dass es diese Klagen nicht annehme. Die Entscheidung kann Medien zufolge nicht angegriffen werden.

Quelle: dpa

 

Das könnte Dich auch interessieren

02.12.2024 Proeuropäischer Protest in Georgien - Lage spitzt sich zu Die Abkehr vom EU-Kurs des Landes treibt die Menschen in der Südkaukasusrepublik Georgien auf die Straße. Auch der große Nachbar Russland schaut genau hin. 07.12.2024 Gewaltexzesse in Georgien bei proeuropäischen Protesten Maskierte Männer in schwarzer Kleidung gehen in Georgien mit roher Gewalt auch gegen Journalisten bei den proeuropäischen Protesten vor. Und die Polizei greift laut Medienberichten nicht ein. 06.12.2024 Gewalt bei Protesten in Georgien: Tausende für EU-Kurs Tausende Menschen kämpfen in Georgien bei Protesten auf der Straße für einen EU-Kurs des Landes. Die Lage ist alles andere als friedlich. Sicherheitskräfte greifen abermals hart durch. 03.12.2024 Georgien: Ausschreitungen bei Demonstration gegen Regierung Den sechsten Tag in Folge kommt es in der Südkaukasusrepublik Georgien zu Protesten gegen eine Regierungsentscheidung, EU-Beitrittsgespräche auszusetzen. Friedlich bleiben sie nicht.