Gebrochene Schultern, ausgekugelte Gelenke, Löwenbisse und manchmal Todesangst. Im Fernsehen mag der muskelbepackte Tarzan-Darsteller Ron Ely unerschrocken und draufgängerisch gewirkt haben: Aber Tarzan zu sein soll harte Arbeit gewesen sein. Für die Rolle des im braunen Lendenschurz gekleideten Dschungelhelden, der sich von Liane zu Liane schwingt, mit Schimpansen spricht und wilden Tieren kämpft, sei es schwierig gewesen Stunt-Doubles zu finden, wird Ely in der britischen Zeitung «Express» zitiert. Deshalb habe er alle Stunts selbst gemacht.
Vor allem die Dreharbeiten in denen Tarzan mit einem Tiger kämpfen sollte, der für die Produktion eigens gefangen und nach Mexiko geflogen worden sein soll, blieb dem Darsteller noch Jahrzehnte später in Erinnerung. «Keiner von uns wusste etwas über Tiger», sagte er auf einer Veranstaltung, die aufgezeichnet und später auf YouTube veröffentlicht wurde. «Es war von Anfang an lächerlich: Es ging um einen Tiger, der frei in Afrika herumläuft. Aber es gibt gar keine Tiger in Afrika.»
Als Ely in dem Drehbuch gelesen habe, dass er mit dem Tiger kämpfen werde, habe er Todesangst bekommen, sagt er in dem Video. Der Schauspieler habe nach eigenen Angaben den Tiger zunächst regelmäßig gefüttert, um sich mit ihm vertraut zu machen, und schließlich an mehreren Tagen vor der Kamera mit dem Tier gerungen. Die Dreharbeiten für drei Minuten im Fernsehen seien die längsten seines Lebens gewesen, so Ely.
Von 1966 an spielte er in insgesamt 57 Folgen die Hauptrolle in der NBC-Serie «Tarzan». Die Besetzung war laut Ely das Ergebnis eines Unfalls: Nachdem der eigentliche Hauptdarsteller von einem Schimpansen ins Gesicht gebissen wurde und daraufhin gekündigt hatte, musste die Rolle schnell nachbesetzt werden, so Ely im «Express».
Ely zögerte nach eigenen Angaben zunächst, weil er nicht für immer als Tarzan in Erinnerung bleiben wollte. Die Serie wurde zu einem so großen Erfolg, dass 1968 sogar Musikgrößen wie Diana Ross und die Gruppe The Supremes einen Gastauftritt hatten.
Trotzdem wurde «Tarzan» nach zwei Staffeln nicht fortgesetzt. Aber wirklich abschütteln konnte er die Rolle nicht. Er habe sich später nach Europa orientiert, um arbeiten zu können, berichtet die «New York Times».
1972 stand er gemeinsam mit Uschi Glas in dem Italo-Western «100 Fäuste und ein Vaterunser» vor der Kamera. Später war er in TV-Serien wie «Fantasy Island» und «Love Boat» zu sehen.
Ely war seit 1984 mit Valerie Lundeen verheiratet, einer früheren Schönheitskönigin aus Florida. Das Paar hatte zwei Töchter und einen Sohn. Vor vier Jahren wurde die Familie durch ein Gewaltverbrechen erschüttert, bei dem Elys Sohn Cameron zunächst seine Mutter erstach und später von der Polizei erschossen wurde.
Ely starb bereits am 29. September im Kreise der Familie, wie seine Tochter Kirsten auf Instagram bekanntgab. Er wurde 86 Jahre alt.
Quelle: dpa