Am vierten Jahrestag der tödlichen Amokfahrt in Trier ist erstmals an einer neuen Gedenkstätte in der Stadt an die Opfer erinnert worden. Angehörige, Betroffene und Bürger kamen zur offiziellen Eröffnung des Gedenkortes nahe der Porta Nigra zusammen, um innezuhalten. Ab 13.46 Uhr läuteten vier Minuten lang die Glocken des Doms – so lange hatte die Tat am 1. Dezember 2020 in der Fußgängerzone gedauert.
Die Eröffnung des Denkmals sei ein wichtiger Tag auch für Geschichte der Stadt Trier, sagte Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD). Die Amokfahrt sei nach wie vor präsent. «Wir tragen dieses Ereignis bis heute mit uns.» Mit dem Denkmal sei eine «sehr bedenkenswerte, aber auch tröstende Kunst geschaffen» worden. Der Ort mitten in der Innenstadt sei von den Hinterbliebenen richtig gewählt worden, sagte Leibe.
Die Gedenkstätte besteht aus einer Gruppe von großen Bronzestelen, zwischen die man hineintreten kann. In der Mitte der Stelen sind kleine Nischen etwa für Kerzen platziert.
Vor genau vier Jahren war ein Amokfahrer mit seinem Geländewagen durch die Fußgängerzone gerast und hatte gezielt Passanten angefahren. Bei der Tat starben unmittelbar fünf Menschen, zudem wurden Dutzende verletzt und traumatisiert. 2021 war ein weiterer Mann gestorben, der bei der Tat schwer verletzt worden war. Vergangenen Februar gab es ein weiteres Todesopfer infolge von Verletzungen.
Die Gedenkstätte war nach langer gemeinsamer Planung mit den Hinterbliebenen von dem beauftragten Künstler Clas Steinmann geschaffen worden. Andere Orte des Gedenkens gibt es in Trier bereits seit dem dritten Jahrestag: In der Fußgängerzone erinnern seitdem verschiedene eingelassene Gedenkplaketten an die Todesopfer.
Der Prozess bis zur Entstehung der Gedenkstätte sei in Trier «beispielhaft» verlaufen, sagte der Opferbeauftragte der Landesregierung Rheinland-Pfalz, Detlef Placzek. Kernpunkt dabei sei, «dass man möglichst viele mitnimmt und auch sich auf irgendeine Form das Gedenken einigt». Die Anteilnahme sei vier Jahre später immer noch groß: «Viele haben schmerzhafte Narben und einige davon haben auch noch offene Wunden.»
Wolfgang Hilsemer, der bei der Tat seine Schwester verloren hat, hält die neue Gedenkstätte für wichtig. Nicht nur für die Hinterbliebenen, sondern auch als Anlaufstelle für Menschen, die verletzt oder traumatisiert wurden. «Im Prinzip ist die Gedenkstätte für uns alle in der Stadt», sagte er. Und sie stehe dafür, «dass so was nie mehr passieren darf».
Der Amokfahrer war im Mai in einem neu aufgerollten Prozess erneut zu einer lebenslangen Haftstrafe wegen mehrfachen Mordes und mehrfachen versuchten Mordes verurteilt worden. Das Trierer Landgericht stellte zudem die besondere Schwere der Schuld fest und ordnete die Unterbringung des damals 54-Jährigen in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik an. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Quelle: dpa