Frankreich

Jean-Marie Le Pen: Der «Teufel der Republik» ist tot

07. Januar 2025 , 14:05 Uhr

Er hat gehetzt und polemisiert - bis seine Ausfälle sogar für seine eigene Tochter zum Ballast wurden. Über Jahrzehnte war Jean-Marie Le Pen die wuchtige Stimme der französischen Rechtsaußen.

Jean-Marie Le Pen war der Poltergeist der französischenPolitik. Jahrzehntelang beeinflusste der Rechtsextreme mit scharfen Provokationen die Debatte, polemisierte gegen Einwanderer und rüpelte gegen politische Gegner. Die Liste seiner Vorstrafen reicht von der Anstachelung zum Rassenhass bis zur Verharmlosung von Nazi-Verbrechen. In fast 40 Jahren an der Spitze der Partei Front National, die sich inzwischen Rassemblement National nennt, machte er die einstige Splittergruppe zu einer ernstzunehmenden politischen Kraft. Jetzt ist er im Alter von 96 Jahren gestorben.

«Teufel der Republik»

Der Politiker galt als «Teufel der Republik», als talentierter und deshalb gefährlicher Agitator. In den letzten Jahren seines Lebens verlor er politisch aber zunehmend an Bedeutung, nachdem seine Tochter Marine Le Pen mit ihm gebrochen hatte. Seine wiederholten Ausfälle passten nicht in ihre Strategie, den Rechtspopulisten einen gemäßigteren Auftritt zu verpassen, um neue Wählergruppen anzusprechen.

Jean-Marie Le Pen kam 1928 als Sohn eines bretonischen Fischers und einer Näherin zur Welt. Nach Jura- und Politik-Studium kämpfte er für die Fremdenlegion im Indochinakrieg. Mehrfach wurde ihm Folter von Gefangenen im Algerienkrieg vorgeworfen, er selbst wies dies zurück. Eine Verleumdungsklage gegen die Zeitung «Le Monde» verlor er allerdings im Jahr 2003.

Lange Rechtsaußen-Karriere

Früh zog es Le Pen in die Politik – dabei stand er von Anfang an rechtsaußen. 1956 zog er erstmals als Abgeordneter in die Nationalversammlung ein. Die Front National gründete er 1972 mit und führte sie jahrzehntelang mit straffer Hand gegen das «Establishment» in Paris. Jahrzehnte vor Donald Trumps «America first» warb er mit dem Slogan «Die Franzosen zuerst».

Auf Plakate ließ er drucken: «Eine Million Arbeitslose heißt eine Million Einwanderer zu viel». 1996 verkündete er, er glaube an die «Ungleichheit der Rassen». Zu seinen bekanntesten Ausfällen gehört, dass er die Gaskammern in den Todeslagern der Nazis wiederholt als «Detail» der Geschichte des Zweiten Weltkriegs verharmloste. Dafür wurde er mehrfach verurteilt.

Schockerfolg bei der Präsidentschaftswahl 2002

Sein größter Coup gelang dem Vollblutpolitiker, als er bei der Präsidentenwahl 2002 auf Platz zwei landete und in der Stichwahl gegen Jacques Chirac antrat. Frankreich spricht bis heute vom «Schock des 21. April». Le Pen – Spitzname: der Hinkelstein – profitierte damals von der Zerstrittenheit der Linken. Im zweiten Wahlgang machten dann selbst eingefleischte Gegner Chiracs zähneknirschend ihr Kreuz bei dem Konservativen.

Auf seine derben Sprüche wollte Le Pen auch nach der Übernahme des FN-Vorsitzes durch seine Tochter Marine Le Pen 2011 nicht verzichten. Dass die Partei ihn schließlich 2015 wegen der Gaskammern-Aussage ausschloss und dann auch noch seinen Posten als Ehrenvorsitzender strich, verwand er nicht: Immer wieder stichelte er öffentlich gegen seine Nachfolgerin. Die Umbenennung der FN in Rassemblement National bezeichnete er als «schändliche Auslöschung» der Identität der FN.

Trotzdem näherten er und Marine Le Pen sich zumindest persönlich wieder an – sie besuchte ihn während eines Krankenhausaufenthaltes und auch zu seinem 90. Geburtstag. «Trotz unserer politischen Meinungsverschiedenheiten bleibt sie meine Tochter», sagte ein ungewöhnlich versöhnlicher Jean-Marie Le Pen damals dem Magazin «Paris Match».

Quelle: dpa

 

Das könnte Dich auch interessieren

07.01.2025 Front-National-Gründer Jean-Marie Le Pen ist tot Jahrzehntelang prägte er mit markigen Provokationen die französische Politik. Doch zum Schluss waren die Ausfälle von Jean-Marie Le Pen auch seiner eigenen Partei und seiner Tochter Marine zu viel. 02.01.2025 «Katzenfrau» Jocelyn Wildenstein ist tot Wildenstein war für ihr ungewöhnliches Äußeres bekannt. Sie gab Millionen aus, um einer Katze ähnlich zu sehen. Nun ist sie gestorben. 23.12.2024 Trump will «Transgender-Irrsinn» stoppen Donald Trump hält nicht viel davon, Transgender vor Diskriminierung zu schützen. Und betont, unter seiner Regierung würden in den USA nur zwei Geschlechter anerkannt: männlich und weiblich. 23.12.2024 Panama, Musk, Tiktok: Trump stimmt auf Comeback ein Wenige Wochen vor dem Beginn seiner zweiten Amtszeit steht Donald Trump beim «AmericaFest» auf der Bühne. Wie im Wahlkampf fehlt es dabei weder an patriotischer Symbolik noch an provokanten Parolen.