Kurz vor Weihnachten sieht es in Bayern eher gut aus für Feiertage ohne Corona und Influenza. Die Viruslast im Abwasser ist in den meisten der bayerischen Entnahmestellen bei Corona deutlich niedriger als vor einem Jahr, wie die aktuellen Daten des bayerischen Abwassermonitorings zeigen. Und auch bei der Grippe sind die Werte im Moment fast überall noch sehr gering.
«Wir haben bei Corona nicht mehr diese massiven Wellenbewegungen, wie wir sie in der Vergangenheit gesehen haben», sagt Oliver Keppler, Lehrstuhlinhaber für Virologie am Max von Pettenkofer-Institut und Sprecher des Überwachungsnetzwerks Bay-VOC, das auch für das Abwassermonitoring zuständig ist. «Dass die Wellen nicht mehr so durchschlagen und sehr viele Menschen gleichzeitig erkranken, spricht auch für eine bessere Immunität in der Bevölkerung.»
Allerdings mahnt Keppler, bei der Interpretation der Abwasserwerte vorsichtig zu sein: Sie seien zwar ein Indikator für die Verbreitung der Krankheit, es gebe aber eine Reihe von Faktoren, die sie beeinflussen könnten, wie unterschiedliche Virus-Varianten oder die primär betroffene Altersgruppe. Allerdings passten die aktuellen Zahlen auch mit den Meldungen erkrankter Personen an das Robert Koch-Institut (RKI) zusammen.
Bei den die Grippe auslösenden Influenzaviren, die – je nach Standort etwas abweichend – ungefähr seit einem Jahr ebenfalls im Abwasser überwacht werden, sieht Keppler einen «leichten Anstieg auf noch sehr niedrigem Niveau». Das passe aber zu den typischen saisonalen Mustern der Erkrankung mit Höhepunkten meist im Februar oder März.
Betrachte man die Atemwegserkrankungen insgesamt, sehe man derzeit durchaus einen Anstieg, sagt Keppler. «Das ist aber normal um diese Jahreszeit.» Hier bezieht sich der Experte allerdings nicht auf Abwassermessungen, sondern andere Quellen.
Das könnte sich in absehbarer Zeit allerdings zum Teil ändern. Inzwischen könne man im Labor problemlos bereits 14 verschiedene virale Erreger in Abwasserproben messen, sagt der Experte. Dank eines neuen Verfahrens sei es auch ohne zu großen Aufwand möglich, mehrere Erreger parallel zu bestimmen. Im kommenden Jahr werde man diskutieren, welche Viren künftig noch in Bayern überwacht werden sollen.
Quelle: dpa