An Bayerns Tafeln melden sich immer mehr Bedürftige – zugleich gehen die Lebensmittelspenden zurück. Die Lage in den bayernweit 171 Mitgliedstafeln sei sehr unterschiedlich, sagte Peter Zilles, Vorsitzender des Landesverbands Tafel Bayern e. V. in Bayreuth der Deutschen Presse-Agentur. Fast überall sei jedoch ein Rückgang der Lebensmittel zu beobachten, die vom lokalen Handel bereitgestellt werden.
Die meisten Neukunden seien Geflüchtete, so Peter Zilles. Allerdings habe sich der Zuwachs an Bedürftigen deutlich verlangsamt und sei nicht mit der Situation im Frühjahr 2022 zu vergleichen, als binnen Wochen hunderttausende Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine kamen.
Dass immer weniger unverkaufte Lebensmittel aus dem Handel kämen, liege vor allem an den verbesserten Bestellsystemen der Discounter, sagt der Vorsitzende von Tafel Bayern. «Das kritisieren wir auch nicht.» Grundsätzlich sei es zu begrüßen, dass der Handel stärker nach Bedarf einkaufe und so die Lebensmittelverschwendung reduziere.
Für die Tafeln sei dies allerdings eine Herausforderung, sagt Peter Zilles: «Wir müssen einteilen, was wir haben.» Manche Tafeln in Bayern hätten bereits einen vorübergehenden Aufnahmestopp verhängt oder Wartelisten eingeführt. Bei anderen können die Bedürftigen nur noch in festgelegten zeitlichen Abständen zur Essensausgabe. «Manche unserer Kunden sind damit sogar sehr zufrieden», betont der Landesvorsitzende. «Weil sie dann nicht so lange anstehen müssen und mehr mitnehmen können.» Ohnehin sähen sich die Tafeln nur als Ergänzung und nicht als Vollversorger für Bedürftige.
Die Tafeln sammeln Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden können, ein – etwa Überproduktion, Lebensmittel mit bald auslaufenden Mindesthaltbarkeitsdatum oder zu große Lagerbestände. Abgegeben werden die Lebensmittel an Menschen, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind.
Nach Angaben von Peter Zilles helfen insgesamt rund 11.500 Ehrenamtliche bei den 171 Mitgliedstafeln im Freistaat mit. Diese versorgen bayernweit etwa 200.000 Kundinnen und Kunden. «Wir sind sehr dankbar für jede finanzielle Unterstützung, ob diese aus der Wirtschaft oder von Privatleuten kommt», sagt der Landesvorsitzende. Denn die Tafeln müssten hohe Kosten decken – unter anderem für Strom, Hygiene, Kühlketten, Fahrzeuge und deren Wartung. Ebenso wichtig seien die freiwilligen Helferinnen und Helfer. «Die Arbeit bei der Tafel gibt den Ehrenamtlichen auch etwas zurück.»
Quelle: dpa