Papst Franziskus hat in einer symbolträchtigen Zeremonie an Heiligabend die seit mehreren Jahren verschlossene Heilige Pforte des Petersdoms geöffnet. Damit hat das Heilige Jahr der katholischen Kirche offiziell begonnen. Der 88 Jahre alte Franziskus klopfte im Rollstuhl sitzend mehrmals an die schwere Bronzetür, worauf Helfer diese von innen öffneten.
Der wegen eines schweren Knieleidens auf einen Rollstuhl angewiesene und gesundheitlich angeschlagene Franziskus saß zuvor vor der Schwelle der Tür und verharrte für einen Moment im stillen Gebet. Nachdem die Tür geöffnet worden war, wurde er über die Schwelle in den Petersdom gefahren.
Nach dem Papst überschritten zunächst zehn Kinder aus aller Welt, jeweils gekleidet in landestypischer Tracht, die Schwelle der Heiligen Pforte. Darauf folgten 54 Gläubige aus verschiedenen Ländern.
«Brüder und Schwestern, in der Weihnacht des Herrn bereiten wir uns darauf vor, die Heilige Pforte im Glauben zu betreten. Die Schritte unseres Weges sind die Schritte der ganzen Kirche, Pilgerin in der Welt und Zeugin des Friedens», sagte Franziskus. Mit dem Überschreiten der Schwelle träten die Gläubigen in die «Zeit der Barmherzigkeit und der Vergebung» ein.
Anschließend zelebrierte der Pontifex im Petersdom die traditionelle Christmette. Franziskus ermahnte die Gläubigen in seiner Predigt, die Hoffnung als «Pilger des Lichts in die Finsternis der Welt zu bringen». «Dies ist die Nacht, in der sich die Tür der Hoffnung für die Welt weit geöffnet hat; dies ist die Nacht, in der Gott zu jedem Einzelnen sagt: Auch für dich gibt es Hoffnung!»
Das Jubeljahr steht unter dem Motto «Peregrinantes in Spem – Pilger der Hoffnung». Dieses Motto soll nach Franziskus‘ Worten die Gläubigen weltweit anspornen, die «Hoffnung dorthin zu bringen, wo sie verloren gegangen ist». Etwa «in die langen und leeren Tage der Gefangenen, in die engen und kalten Zimmer der Armen, an die Orte, die von Krieg und Gewalt geschändet sind».
Die katholische Kirche feiert in der Regel alle 25 Jahre ein sogenanntes Heiliges Jahr, auch Jubeljahr genannt. Nach katholischem Verständnis können Gläubige während eines Jubeljahres durch Gebet und Buße einen Ablass ihrer Sünden erlangen. Dazu gehört auch die Wallfahrt nach Rom sowie das Durchschreiten Heiliger Pforten. Das Heilige Jahr 2025 endet offiziell am 6. Januar 2026.
2000 fand das letzte ordentliche Jubeljahr, auf Italienisch «Giubileo», statt. Der Papst kann von dem seit 1475 bestehenden 25-Jahres-Rhythmus abweichen und sogenannte außerordentliche Heilige Jahre ausrufen. Zuletzt geschah dies 2015/2016, als Franziskus das «Heilige Jahr der Barmherzigkeit» eröffnete.
Italiens Hauptstadt rechnet anlässlich des Jubeljahres 2025 mit einem beispiellosen Besucheransturm: Die Stadtverwaltung erwartet während des katholischen Großevents mehr als 30 Millionen Pilger und Touristen. Für die Stadt Rom, die bereits in normalen Zeiten unter Massentourismus leidet, wird dies eine große Herausforderung sein.
Nach dem Anschlag in Magdeburg haben auch die Behörden in Italien ihr Sicherheitskonzept überarbeitet. An Heiligabend war das Gebiet um den Vatikan stark bewacht, den Petersplatz konnte man nur nach einer Sicherheitskontrolle betreten. Im Einsatz waren auch Scharfschützen.
Während des kirchlichen Mega-Events stehen im Vatikan zahlreiche Sonderaudienzen, Veranstaltungen und Feiern mit dem Papst auf dem Plan. Trotz seines hohen Alters und gesundheitlicher Probleme will Franziskus das stramme Programm wie geplant absolvieren.
Der 88-jährige Argentinier ist inzwischen das zweitälteste Kirchenoberhaupt der Geschichte. Kurz vor Weihnachten plagte den Pontifex noch eine Erkältung.
Quelle: dpa