Designierter US-Präsident

Wird König Charles zur britischen Trump(f)-Karte?

16. November 2024 , 06:24 Uhr

Es gibt gute Gründe für London, die Rückkehr von Donald Trump zu fürchten: mögliche Handelszölle, Rache wegen alter Aussagen und Labour-Berater für Harris. Aber der Premier hat ein Ass im Ärmel.

Lobende Worte von Donald Trump für ein Fotoalbum machen Großbritannien Hoffnung auf gute Beziehungen mit dem designierten US-Präsidenten. Königin Camilla sei «fantastisch», schwärmt Trump in einem Video aus dem US-Wahlkampf. Ihr Ehemann König Charles III. sei «ein wirklich guter Mensch» und die gestorbene Queen Elizabeth II. einfach «unglaublich». Es ist diese Schwäche für das Königshaus, die London nutzen könnte, sind Experten überzeugt. 

Zu sehen ist, wie Trump durch ein Bilderbuch mit Szenen seines Staatsbesuchs in London 2019 blättert. Erklärtermaßen ist der 78-Jährige ein Fan der königlichen Familie – und offensichtlich tief beeindruckt: «Sie sehen die schönsten Orte der Welt, es gibt keine vergleichbaren Orte.» Für Evie Aspinall ist klar: «Donald Trump liebt Familie, er liebt den Pomp der Monarchie», sagt die Direktorin der Denkfabrik British Foreign Policy Group dem britischen Portal «inews».

Eigentlich stellt der sich anbahnende Wiedereinzug von Donald Trump ins Weiße Haus die sozialdemokratische Regierung von Premierminister Keir Starmer ebenso vor Probleme wie Deutschland und andere Staaten der westlichen Welt. Da sind die Handelszölle, die der Isolationist Trump einführen will. Da sind alte Aussagen von Regierungsmitgliedern: So verurteilte Außenminister David Lammy vor einigen Jahren Trump unter anderem als «notorischen Lügner und Betrüger». Und das waren noch die eher harmlosen Begriffe. 

Kurz vor der US-Präsidentschaftswahl wurde zudem bekannt, dass Mitarbeiter der Regierungspartei Labour als Berater für Trumps Konkurrentin Kamala Harris tätig waren.

Königshaus als «soft power»

Premier Starmer machte schnell gut Wetter und gehörte zu den ersten Gratulanten. Vor allem aber hat der Regierungschef ein Ass im Ärmel: Charles soll für die Briten zur Trump(f)-Karte werden. «Der König kann ein Teil des Arsenals sein, das Großbritannien nutzt», sagt Craig Prescott von der Londoner Universität Royal Holloway. Seit Jahrzehnten diene das Königshaus als «soft power», um andere Staatsoberhäupter zu beeindrucken und zu beeinflussen. Charles entscheidet dabei nicht selbst, wen er trifft. Das macht die Regierung.

In London wird bereits über einen zweiten Staatsbesuch Trumps spekuliert, um ihm noch einmal das volle Programm des royalen Prunk zu bieten. Das wäre beispiellos: Frühere US-Präsidenten wie George W. Bush oder Barack Obama wurden zwar nach ihrer Wiederwahl erneut von der Queen empfangen. Aber eben nicht zu einem formalen Staatsbesuch mit Bankett im Buckingham-Palast. Sondern etwas bescheidener, zum Lunch oder Tee auf Schloss Windsor.

Anreize für einen Handelsdeal?

Die Idee: Mit den richtigen Anreizen könnte zum Beispiel ein Handelsdeal mit Trump drin sein. «Bei Trump geht es um den persönlichen Faktor», sagt Sam Lowe vom Beratungsunternehmen Flint Global dem Portal «Politico». «Also: Was kann Großbritannien tun, damit sich Trump und sein Team im weiteren Sinne als etwas Besonderes fühlen?»

Viele Alternativen hat Großbritannien nicht. «Wir konnten ihn nur mit der Queen interessieren», zitiert «Politico» einen ehemaligen britischen Regierungsbeamten. «Es hatte keinen Sinn, ihm diese oder jene große Waffe zu zeigen, denn er hätte eine noch größere.»

Bei einem neuen Besuch im Königreich könnte Trump auch seine Golfplätze ansehen: Derzeit entsteht nahe der schottischen Nordseestadt Aberdeen ein zweiter Kurs. Von dort wäre es theoretisch nicht allzu weit zur königlichen Highland-Residenz Balmoral, wo Queen Elizabeth 2022 starb.

Doch allzu schnell dürfte es nicht gehen mit einem Staatsbesuch, denn die Vorbereitung benötigt viel Zeit, wie Außenminister Lammy der BBC sagte. Royals-Experte Prescott sieht eine zweite Möglichkeit für einen «Königsweg»: Charles und Camilla könnten ihrerseits in die USA reisen, sagt Prescott im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Die Monarchie sei dort sehr beliebt. Obwohl sie etwa bei Themen wie Naturschutz und Klima auseinander liegen, scheinen Trump und Charles sich zu verstehen. Die künftige First Lady Melania Trump berichtete in ihren Memoiren von einem regen Briefaustausch.

Zwar wird der 76 Jahre alte Monarch wegen einer Krebserkrankung behandelt. Dennoch wolle Charles im kommenden Jahr wieder mehr Fernreisen unternehmen, war jüngst aus dem Palast zu hören. Als ein Ziel gilt Kanada. Da lägen die USA ja geradezu auf dem Weg, meint Prescott.

Quelle: dpa

 

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